2. – 14.12.2017      Ecuador 2

                                   Cuenca – Ibarra

Heftiger Regen in der Nacht und alles war verhangen. Trotzdem ist es sehr schön in Ecuador zu reisen. Aus dem folgenden Kalksteingebirge werden Backsteine hergestellt und darum sehen alle Häuser und Dörfer grau aus. Die „Säuli“-Strasse war kurvenreich und man durfte nicht zu lange am Duft der an einem Stück gebratenen Schweine schnüffeln, denn der Verkehr war auch nicht ohne. So fuhren wir über eine 3550 m hohe Alpenlandschaft und immer wieder ziehen Nebelschwaden durch Täler und Gebirge. Bei Tambo verliessen wir die E 35 und bogen in die Strasse zu den Ingapirca Ruinas, wo wir auf dem Parkplatz übernachten durften.

Die Cañari bewohnten die Ingapirca Ruinen zuerst und bauten ihre Häuser und Tempel aus Flusssteinen. Dann kamen die Inkas welche sie heftig bekämpften. Schlussendlich schlossen sie Frieden und lebten zusammen. Die Inkas bauten ihren Teil mit Vulkansteinen, ganz exakt und geschliffen, so dass man keine Kreditkarte mehr durchschieben kann. Auch ein Teil des Inkaweges durchquert die Anlage. An diesem schönen Ort drehten die „Millonarios“, eine traditionelle Musikgruppe, einen Videoclip.

Grundsätzlich geht es den Ecuadorianern nicht so schlecht. Früher exportierten sie entweder Kaffee, Bananen oder Oel in grossem Stil, bald darauf fiel der Markt massiv zusammen. Jetzt bewirtschaften sie alles miteinander und sind nicht mehr nur auf ein Produkt fixiert. Übrigens kostet 1 Galone = ca. 3,8 l Diesel 1$.

Können wir heute den Chimborazo, den höchsten Vulkan mit 6310 m sehen? So folgten wir von Tambo der Panam E 35 Richtung Riobamba. Die Landschaft wechselte von trockenen zu begrünten Bergregionen. Leider verfallen die alten wunderschön gebauten und verschnörkelten Landhäuser zunehmend. Es wird versucht diese wieder auf- oder nachzubauen aber die Gegend ist ärmlich und bescheiden. Sogar die neu gebaute Strasse hatte schon wieder Löcher. Wir bogen zu der Laguna de Colta ab und standen bei der Fundación Yachichic. Man könnte den Chimborazo von hier sehen, aber er war immer noch verhangen.

Vor Calpí gab es grosse Betonwerke und nach dem Ort bogen wir in die E 492, dann in die Arenal San Juan die bis zum Eingang des Chimborazo NP führte. Auf dem Weg kamen wir an viel Landwirtschaft vorbei und die bepflanzten Felder ziehen sich über weiche moorige Hügelformen über 3000 m. Die Erde ist schwarz und sehr wüchsig. Da sich die dichten Nebelwolken verschoben konnten wir plötzlich den imposanten Vulkan sehen. Was für ein tolles Erlebnis. Auf dem gut ausgebauten Camino al Refugo fuhren wir dann bis zur Berghütte „Refugio Carrel“ auf 4850 m hoch. Fredy wanderte noch bis zur Laguna auf 5100 m. Er meinte, dass man ab 5000 m schon etwas kurzatmig wird. Anschliessend übernachteten wir ausserhalb des NP in Condor Huasi, gleich um die Ecke. Weiter über 4300 m wuchsen nur noch Flechten, Pölsterli und Büschelgras. Es gab Erdklumpen mit „Strubbelköpfen“ und wir sahen die letzten Vicuñas.

Für die erste Rundreise bogen wir in die Via Chimborazo Richtung Salinas de Bolivia. Da der hintere rechte Pneu schon etwas Luft verlor pumpten wir nochmals und entschlossen uns diese holperige Strecke doch zu fahren. Die Landschaft ist einfach fantastisch. Als Sperre vor einem Dorf stand ein abgeholzter Baum in einem Loch. Zum Durchfahren schob ich ihn einfach zur Seite aber die uns entgegenkommenden LKW’s fuhren darum herum. Bei einer Baustelle sahen wir zwei Männer hoch oben in einer Traxschaufel stehen. Sie machten den Beton von Hand an um ihn dann in den Betonmischer zu schaufeln...

In Salinas, wo es wirklich nur steil und eng rauf und runterging, hatte Fredy plötzlich die Idee hier den Pneu flicken zu lassen. Nach einigem umherirren fanden wir dann auch eine Werkstatt. Er stellte das Auto auf die obere geteerte und mit Kies bedeckte Strasse, demontierte das Rad und brachte es dem Mechaniker, aber oh Schreck alles ist voller Teer. Die Hose, Schuhe und Socken, von den Händen ganz zu schweigen. Eine riesige Sauerei. Zu allem Übel machte der Mechaniker keine Anstalten den Pneu zu flicken. So montierten wir den Pneu wieder, warfen Schuhe und Socken weg und fuhren bis nach Guaranda wo es eine bessere Möglichkeit zum Wechseln gab. Zwei Frauen krempelten sogleich die Ärmel hoch und machten sich an die Arbeit und ich ging in der Zwischenzeit in den nebenan liegenden Käse- und Schokoladeladen. Im Angebot gab es Alpakakäse mit Pesto oder Oregano und einen leckeren Andenkäse.

Zügig und gut geflickt fuhren wir auf der E 491 Richtung Ambato. In dieser Gegend war „Rüeblitag“. Lastwagen voller erntefrischer Rüebli wurden an verschiedenen Orten abgeladen, gewaschen, sortiert und für den Verkauf auf den Märkten vorbereitet, ein buntes Treiben. Vorbei an grossflächig angelegten Treibhäusern an der E 35 kamen wir nach Holguín. Von da führte eine 30% abfallende schmale Strasse zu der wunderschön gelegenen Laguna de Yambo wo wir alleine übernachteten.

Das Wetter war wechselhaft, einmal kühl einmal heiss was uns schon etwas zu schaffen machte. Wir befuhren die Autobahn E 35 nach Latacunga. Diese Autobahn ist vom Feinsten und da man Maut zahlen musste war sie auch nicht so stark befahren.

Eine nächste aussergewöhnlich schöne Rundreise machten wir über die E 30 zum Crater See. Über Zumbahua der gut ausgebauten Av. Zumbahua-Quilotoa ging es an einem tief ausgespülten Canyon entlang. In Quilotoa angelangt sahen wir, dass der ganze Ort massiv touristisch ausgebaut wird. Restaurants, Hostals, Hotels und Geschenkartikelläden zu Hauf. Bei einem leckeren Mittagessen bewunderten wir nochmals ohne Wind den tollen Kratersee. Die Via a Sigchos ist neu und sehr gut ausgebaut, aber über die Brücke gab es eine grosse Baustelle, denn vor 4 Monaten verwüstete ein Unwetter einen Grossteil dieser Brücke und das Wasser riss alles mit sich. Wir hatten grosses Glück, dass wir schon wieder durchfahren konnten. Die Gegend ist einfach und die Schulkinder tragen nur noch hellgraue Trainer als Schuluniform. Oft sahen wir alte „Hutzelweiber“. Ganz verschrumpelt im Gesicht aber immer mit Hut und Rock. Was die wohl schon alles erlebt haben? Weil das Gelände so rutschig ist bespritzten sie ganze Berghänge mit Beton aber an den einten Stellen wurde die Decke schon wieder unterspült und der Beton blättert ab.

Meistens waren die Leute mit Pickups anstelle der Taxis unterwegs und später wurde die Strasse wieder holpriger. Bei Lasso bogen wir in die Panam E 35 bis zur Anzeigetafel Cotopaxi. Dann durften wir vor dem NP Cotopaxi übernachten.

Hoppel die poppel, was hüpfte denn vor unserem Fenster herum? Zwei kleine Hasen. Schon seit langer Zeit sahen wir keine Hasen und Füchse mehr. Vor etwa 20 Jahren waren wir schon einmal in Ecuador, erkannten aber nicht mehr viel. Der gut ausgebaute Wege ging in eine sehr üble löchrige mit Rinnen durchfurchte Naturstrasse über. Wir kraxelten bis auf 4600 m hoch, dann gab es für uns kein Durchkommen mehr. Nun hatten wir das grosse Glück auch den 5897 m hohen Vulkan Cotopaxi im schönsten Licht zu sehen. Fantastisch. In der ganzen Gegend wird Wald aufgeforstet und einige Campingplätze eingerichtet.

Auf der weiteren Panamericana wurde es schon städtischer. An Verteilzentren, Werkstätten, grösseren Häuser etc. ging es nach Sangolqui. Auf der 4-spurigen E 28 überquerten wir auf 4064 m den Papallacta-Pass. Dies ist gleichzeitig die Wasserscheide, denn von hier fliessen die einten Flüsse in den Amazonas die anderen in den Pazifik. Besuch der Termas de Papallacta. Vom 36° warmen Wasser liessen wir uns wieder einmal so richtig einweichen. Ein rundum wohliges Gefühl stellte sich ein und wir durften auf dem Parkplatz gratis übernachten.

Langsam näherten wir uns dem Äquator. Dafür mussten wir durch die überwältigende Stadt Quito fahren. Auch diese Stadt wurde unglaublich ausgebaut. Neue Ein- und Mehrfamilienhausquartiere wie bei uns, nur ist der Verkehr massiver und die 3-spurigen Strassen ausgebaut. Wir standen auf dem „Mitad del Mundo“ Äquator. Fotoshooting! Ist doch claro.

Seit den Termas de Papallacta nahm der Verkehr stark zu und wir erreichten in Ibarra die schön am Lago Yaguarcocha gelegene Finca Sommerwind. Da trafen wir uns mit Silvia und Beat, die uns ja die Leiterplatte für den alten Kühlschrank mitbrachten. Weiter trafen wir Michi und Sandra, Michael und Henny mit denen wir eine gemütliche Zeit verbrachten. Der Kühlschrank läuft nun wieder einwandfrei, neue Bremsen wurden montiert und 4 neue Pneus bestellt. Sogar mein zweiter Brotbackversuch war ein Erfolg und so werden wir unseren „Coolman“ gut gebrauchen. Es erfüllte uns mit viel Freude, dass wir die verschneiten Vulkane Chimboraso und Cotopaxi sehen durften. Langsam habe ich das Gefühl, dass unsere Weiterreise gut weitergeht und freuen uns weiterhin über jeden Gästebucheintrag.

Wir wünschen Euch allen von ganzem Herzen eine zufriedene und friedvolle Advent- und Weihnachtszeit und einen schwungvollen Rutsch ins Neue Jahr.