25. – 29.5.18          Guatemala 1

                                   El Florida – Cobán

Das Fernsehen war bei der Aduana, somit ging alles zügiger und die Schalter waren besetzt. Keine Schlepper nur freundliche Menschen die uns den Ablauf zeigten. Um die Autopapiere auszustellen mussten wir zuerst ein Permit lösen und dafür 160 Quetzales = 20 $ bezahlen. Ich liess meinen Namen auch eintragen und in 1 ½-Stunden waren wir in Guatemala eingereist. 

Auf der Holperpiste CA 10 gab es fast keine PW’s. Die meisten Menschen besteigen die Ladeflächen der Picup’s oder nehmen einen Autobus. Das sind so richtige „Stinkrocheln“, denn die fahren wahrscheinlich nur mit Rohöl. Guatemala ist ein sehr uriges Land und die Armut überall sichtbar. Die meisten Guatemalteken leben in Holz-, Ziegel- oder Betonhäuser die mit Blech, Ziegel oder Stroh bedeckt sind. Die Häuser bestehen meistens aus einem Zimmer mit einem Boden aus Erde, einem Ofen oder einer Feuerstelle, einem Bett und einigen Töpfen. So lebt auch der Grossteil der indigenen Bevölkerung. Auch Strom ist nicht vorhanden. Die besser gestellten Familien haben ein Zimmer mehr, bauen 2-stöckige Häuser, Villen mit Parkanlagen in der Stadt oder am Meer. 

Beim Supermarkt Oasis in Jocotan gingen wir einkaufen. Die Leute bestaunten uns und wollten gerne helfen. So ging es gleich zum Tanken. Die Dame an der Kasse war dann nicht mehr so freundlich und wollte von Fredy den Code für unsere Mastercard wissen.....

Viele undefinierbare Düfte und verschmutzte Strassen begleiteten uns und Kinder wie auch Erwachsene sassen oder lagen direkt daneben. Auffallend waren die vielen Shell-Tankstellen, Auto-Hotels und ein riesiges Einkaufszentrum in Chiquimula. In Río Hondo nahmen wir die CA 9 und fuhren zum Lago de Izabal. Es dunkelte schon und wir suchten unseren Stellplatz. Bei Río Dulce überquerten wir die Brücke und kamen in ein Gewusel voller Verkaufsstände. Es war Markt und der ganze LKW- und Buss-Verkehr quetschte sich da durch. Achtung, Abbieger Richtung San Felipe nicht verpassen! Beim Parkplatz vom „Hotel a Cabaña Del Viajero“ durften wir uns hinstellen.

Auf der Carretera de Polochic fuhren wir dem Lago Izabal entlang. Bananen, Ölpalmen, Weideland und aufgeforsteter Wald begleiteten uns. Die wechselhafte Strasse liegt in einer einzigartig schönen Umgebung und wir befanden uns Mitten in einer Maya-Siedlung. Wir fühlten uns 100 Jahre zurückversetzt. Es gab fast keine Autos oder Motorräder mehr. Keine Pferde, Ochsen und Esel. Alles wird von Hand oder mit einem Stirnband um den Kopf getragen. Aus den einfachsten aus Bambusstecken gebauten Hütten schauten zwei, drei, fünf, viele Kinder und Erwachsene heraus. Alle Mädchen und Frauen trugen bunte Röcke und farbenfrohe wunderschöne Oberteile. Nachdem Fredy Luft aus den Pneus gelassen hatte, winkten sie uns freundlich zu. Bei einer Brücke standen zwei Männer die 20 Quetzales Brückenzoll verlangten! Ich sagte, dass ich ihm 5 oder gar nichts gebe.

Hier tragen die meisten Frauen und junge Mädchen alles auf dem Kopf und haben deswegen einen schön aufrechten stolzen Gang. Die Kinder werden aber vorne oder auf der Seite getragen. Viele erst 15-jährige Mädchen haben schon ihr erstes Kind am Rockzipfel und das zweite ist schon unterwegs. Ein Mann kann auch zwei Frauen haben welche dann alle im gleichen Haushalt leben.....

Halt, stopp! Militär- und Polizeikontrolle. Der Polizist wollte das Autodokument sehen und er schaute genau ob ich als Fahrerin eingetragen war. An El Estor, Tactic, Santa Cruz Verapaz vorbei ging es bis nach San Cristóbal Verapaz zum Wildcamping „Petencito Park“ an der Laguna Chichoj wo wir sehr schön und alleine standen.

Böller in der Nacht, wahrscheinlich wurde irgendwo geschossen. Es war Sonntag und die schön gekleideten Frauen gingen in die verschiedenen Kirchen von denen es hier viele gibt. Es wurde laut und viel gesungen und heftig ins Gewissen gepredigt. Damit alle etwas davon haben, denn Männer sahen wir nicht so viele, montierten sie grosse Lautsprecher an die Kirche.

An aufgeforsteten Kiefernwälder vorbei kamen wir nach Cobán. Da gab es im Moment kein Durchkommen, weil vor kurzem der sehr beliebte und bekannte 21 km lange Halbmarathon durchlief. Somit warteten wir geduldig auf die Freigabe der Strecke. 

Nächstes Ziel war die Kalksteinbrücke in Semuc Champey. Auf der 5 ging es über die löcherige Strasse an San Pedro Carcha vorbei nach Lanquin. Wir sahen, dass sehr viel Wald gerodet und ganze Bergkämme abgebrannt wurden. Darauf werden dann Kiefern, Mais, Kakao, Zuckerrohr etc. angebaut. Die Menschen sehen wieder etwas anders aus und die Häuser sind stabiler gebaut. Es folgte eine stündige üble steile und enge 11 km lange Naturstrasse. Abenteuer pur und man muss genügend Zeit für die ganze Fahrt hierher einplanen. Froh waren wir, dass wir ohne Schaden uns hinter der Brücke vom Río Cahabón in den Parquadero einer Familie stellen durften. 

Semuc Champey ist eine Naturbrücke aus Kalkstein mit zahlreichen Becken, die von kühlem Flusswasser durchspült werden und man Schwimmen kann. Das Wasser in den Becken schimmert in verschiedenen Grüntönen. Der Río Cahabón stürzt sich mit lautem Getöse in einen bis 65 m tiefen Schlund und erscheint erst wieder 300 m unterhalb der Brücke. Ein Guide erzählte uns, dass hier ein Tourist mit einem Hund zum Fotografieren herkam. Der Hund rutschte aus und riss den Mann gleich mit. Etwa nach einem Monat kam er zerfetzt wieder zum Vorschein. Da gibt es kein Überleben. 

Die Wanderung auf den 430 m hohen Aussichtspunkt war zwar anstrengend aber der umwerfende Ausblick auf die ganze Szenerie entschädigte für alles. Fantastisch. Wieder bei der Brücke angekommen tauchte Fredy in ein kühlendes Becken. Neben unserem Stellplatz liessen sich sogar einige Touris mit grossen Reifen flussabwärts treiben. 

Um 4.00 Uhr gingen die ersten Leute zur Arbeit und um 6.00 Uhr liess man Musik zum Aufwachen laufen. Die Kinder wuschen sich im Fluss, frühstückten, zogen dann die schmucken Schuluniformen an und ab ging’s in die Schule. 

Der Besitzer des Parquederos betreibt auch ein kleines Lädeli mit Getränken, Snacks, Süssigkeiten und div. Büchsen. Alles wird schön präsentiert, immer wieder abgestaubt und geputzt. So kam der eine oder andere schnell einmal daher, kaufte sich ein Bier und trank es gleich im Lädeli. Alle sprechen nur in dem Maya-Dialekt welcher lustig anzuhören war. Jeder wollte natürlich wissen was das für „Gringos“ sind. Die Kinder lieben diese kleinen Lädeli sehr und wann immer möglich kaufen sie sich Süssigkeiten oder hangen herum bis es doch noch etwas gibt.  

4 Stunden brauchten wir für die 67 km zurück nach Cobán. Anschliessend ging es zum Einkaufen und Fredy füllte die Reifen wieder auf. Beim Kontrollieren der Befestigungsschrauben stellte sich heraus, dass jede wieder neu angezogen werden musste und eine kurz vor dem herausfallen war. Was nun? Wie können wir das reparieren? Wo war die Schraube befestigt und wo finden wir eine solche?