2. – 11.2.20  

San Felipe – Tecate «Grenze»

Wir besuchen die Wüstenstadt und sind überrascht, über die Vielfalt der Angebote. Es hat einen sehr schönen und gut sortierten Einkaufsladen «Calimax», Bankomaten, Läden aller Art und am Malecón entlang tolle Restaurants. Untertags findet ein Laufday statt und am Abend Superbowl. Alle TV’s laufen heiss und es wird heftig mitgefiebert. Vom Restaurant aus sehen wir, dass dauernd Autos vorbeifahren, wie bei uns in Ascona.

Der Rotary-Club von San Felipe tagt heute. Wir dürfen aber trotzdem im hinteren Stübli frühstücken, auch wenn der Sicherheitsdienst vorbeischaut. Die meisten Rotarier sind Amerikaner und Kanadier die hier leben. Auch Mexikaner sind Mitglieder. Sie besprechen was sie wo und wie unterstützen wollen. Eine gute Sache.

Beim Wegfahren merken wir, dass die Handbremse nicht mehr zieht. Fredy will das in Ensenada, bei unserem nächsten Platz anschauen. Nach der Militärkontrolle biegen wir in die Mex 3, San Felipe – Ensenada ab. Die gute Strasse führt durch eine trockene, karge Wüste und einige Windräder drehen ihre Runden. Nach 900 m Höhe wird es grüner und die Landwirtschaft dichter. Die sehr schöne Fahrt geht über 1'228 m, bevor es leider wieder schmutzig und ungepflegt wird. Viele Autofriedhöfe am Strassenrand und sonst allerlei. Beim «El Faro» im Hafen, stellen wir uns auf den Parkplatz zum Übernachten. Die Handbremse lässt sich nicht reparieren, dafür hat Fredy eine regensichere Abdeckung über unser grosses Dachfenster geklebt… 

Wie kommen wir nun zum Mirrador? Ohne Handbremse ist die steile Strasse für mich eine grosse Herausforderung. Also Untersetzung rein und los geht’s! Die Aussicht über den Hafen, das Kreuzfahrtschiff und die Stadt ist grossartig und hinter dem Berg wird alles mit neuen, modernen Häuser für besser situierte Leute überbaut.  

Nun sind wir im Weingebiet vom Valle de Guadalupe und suchen den Schweizer Önologen Thomas Eglis. Leider ist er im ganzen Schilderwald der Strasse entlang nicht zu sehen. So suchen wir im Google und erreichen Paralelo. Irgendwo gehe ich nachfragen und siehe da, ich treffe Thomas Egli selber. Er nimmt sich viel Zeit für uns, um seine Geschichte mit dem Weingut zu erzählen. Sie produzieren einen Weiss- und zwei Rotweine. Wir probieren die beiden Rotweine Ensamble 2016 colina ba l. Der eine wurde im Sand-, der andere im Lehmboden angebaut und ein grosser Teil ist mit sehr schönen alten Olivenbäumen umgeben. Die Weine gefallen uns und sind erstaunt, dass die Reben in diesem Boden wachsen. Natürlich wird im Tropfsystem gewässert und alles unnötige Gras herausgerissen, denn das Wasser ist begrenzt. Die Weissweinlese beginnt im Juli, dann kommt die Rotweinlese und zuletzt die Olivenernte. Jetzt sind sie am zurückschneiden der Rebenzweige. So gibt es das ganze Jahr viel zu tun und wir wünschen Thomas Eglis weiterhin viel Erfolg mit dem Weingut. 

Unser nächstes Ziel ist die Toyota Garage in Tijuana. So fahren wir an riesigen Bollensteinen, Weide- und Ackerland, Schaf- und Rinderherden und Treibhäuser entlang, Richtung Tecate, unserem späteren Grenzübergang. Plötzlich sehen wir den Grenzzaun aus Metall aber keine Flüchtlinge. Vor was haben denn alle Angst? Den Mexikanern geht es heute viel besser und sie können sich mehr leisten. Und wieso kommen denn all die Amerikaner und Kanadier hierher? Sie erzählten uns auch, dass sie sich hier auf der Baja California sicher fühlen.

Die Ein- und Durchfahrt in Tijuana geht reibungslos und das GPS führt uns direkt zur Garage.

Sehr freundlich wurden wir empfangen und alles ist blink und sauber. Eine tolle Garage. Unsere Cajíta wird aufgebockt und die ganze Sache begutachtet. Es wird entschieden, dass sie das benötigte Material aus Mexico-City bestellen und wir am Montag zur Reparatur vorbeikommen sollen. Was für ein Ereignis für die Garage! Noch nie kam so ein Fahrzeug bei ihnen vorbei. Alles wird begutachtet und fotografiert. Sogar der Geschäftsleiter und der Servicechef stellen sich für ein Foto hin. 

Weiter geht es in ein Einkaufszentrum und sehen, dass es da ein Fotogeschäft gibt. Wahrscheinlich das einzige weit und breit. Es hat auch nur ein einziges Model der Nikon 3300, welches wir dann kaufen, denn in den USA ist sie bestimmt viel teurer. 

Wir beschliessen, ausserhalb an einem Strand zu übernachten. So erreichen wir Rosarito und am nächsten Tag Obrera-Ensenada, wo wir einige Tage bei schönstem aber kühlem Wetter bleiben. Auf der einen Campingseite bestaunen wir die riesigen Trailer. Die meisten Besitzer sind Amerikaner und Kanadier. Der eine erzählte mir, dass sie ihren Wohnwagen in Californias kauften und ihn sich gleich auf den Platz stellen liessen. Viele ältere Leute, von denen es hier viele gibt, können diese Riesenteile nicht mehr selber fahren.

Überall gibt es Land zu kaufen und an vielen Orten bauen sie tolle Anlagen und Hotels. Der Strasse entlang natürlich leckere Restaurants, Bars, Lädeli und kunstvolle Arbeiten aus Ton und Eisen. Es ist wolkig und nieselt und so fahren wir nach Rosarito zurück, damit wir am Montag nicht eine allzu lange Anfahrt in die Garage haben. 

In der Nacht kommt starker Regen auf und am Morgen ist alles nass und überschwemmt. Die Gullis überlaufen und hoppala, bekommen wir eine Wasserladung ab, dass man nichts mehr sieht. Der zu schnell fahrende Mobilist erschrickt gleich selber. Um 9.00 Uhr erreichen wir die Toyota-Garage und um 15.30 Uhr bekommen wir das reparierte Auto wieder zurück. Neue Handbremsleitung und Ölwechsel wurden gemacht. Hoffentlich ist das nun das Letzte, das uns passiert. 

Wir beschliessen morgen bei schönerem Wetter nach Tijuana zum Aussichtspunkt zu fahren und übernachten das letzte Mal in Rosarito. Auf der mautpflichtigen Mex 1d, geht es an Ferienhäuser, Hotelanlagen und Appartements, die mit grossen Palmen umgeben sind, der Küste entlang, nach Tijuana. Nach dem Einkaufen im Walmart besuchen wir den Aussichtspunkt an der «Mauer». Wir parkieren in einem «Parqueadero» und staunen. Die «Mauer» besteht aus Stahlstangen und ist bunt bemalt. Hier ist der Anfang und sie reicht ins Meer hinaus, bevor sie sich übers Land zieht. Der Ort ist gut besucht, alles ist friedlich und kein Flüchtling weit und breit. In den lustigen schönen Restaurants wird lecker gekocht, was wir gleich zum Mittagessen nutzen.

Die Weiterfahrt führt uns neben der «Mauer» auch an Slums, Alternativ- und Industriebauten vorbei. Einige Typen in Lumpen sind unterwegs und ja, das ist dann die andere Seite. Nach Tecate fahren wir an riesigen Rindergehegen vorbei. Man riecht es schon von Weitem. Die Rinder stehen im Dreck und nah zusammen und das Heu bekommen sie ausserhalb des Geheges zu fressen.

In dem übersichtlichen Tecate gehen wir beim kleineren Zoll ausstempeln und gleich weiter auf die spektakuläre löcherige Strasse zum amerikanischen Zoll.

Es tut uns leid, dieses wunderschöne, interessante und vielseitige Mexiko zu verlassen. Wir haben nur schöne Erinnerungen an einzigartige Landschaften, viele hilfsbereite, kreative und freundliche Menschen, welche wir noch sehr vermissen werden. Hier wird man noch willkommen geheissen. Nie hatten wir ein Problem mit Polizei, Militär oder Drogen-Banden, wurden nie bedroht, überfallen oder beraubt. Bei uns, in Europa und Amerika werden in den Nachrichten nur immer schlechte Nachrichten verbreitet. Klar gibt es auch Überfälle, Raub und Mord. Aber wie sieht es denn vor unserer eigenen Haustüre aus? 

Wir hatten immer Glück, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort zu sein.