14. - 28.3.2020

Oyster Creek – Llano, TexasBericht Arizona1

Auf dem «Independence Trail» begegnet uns eine grosse Motorradgruppe, die von der Polizei mit Blaulicht begleitet wird und Richtung Galvestone sehen wir mehr und mehr die sehr schönen Holzhäuser auf Stelzen. Im Ort selber gibt es aber auch Gebäude aus Stein. Nun wollen wir im Walmart einkaufen, aber oha lätz! Die Gestelle mit WC-, Haushalt- und Kleenex-Papier, sowie Teigwaren aller Art und Mehl sind leergeräumt. Das letzte Pack Eier und zwei versteckte Milchboxen konnten wir noch ergattern. Wasser gibt es nur noch in kleinen Fläschli. Aber Fleisch, Gemüse und Bier sind noch genügend vorhanden. An der Kasse bekommen wir fast einen Schock. Berge voller gehamsterter Fleisch- und Lebensmittel, Tiefkühlprodukten, Teigwaren und WC-Papier, verdecken fast den Einkaufswagen. Einer lädt sogar die ganzen Gemüse- und Früchtekisten auf. Das wurde der Verkäuferin aber dann doch zu bunt und der musste alles in Plastiksäcke abfüllen. Ein heller Wahnsinn! Hoffentlich beruhigt sich das bald wieder!

Bei «Gaido’s Seafood»-Restaurant essen wir zum ersten Mal Austern und eine Fischplatte. Dieses Restaurant ist seit 1911 im Familienbesitz und rundum bekannt. Sehr lecker und die Bedienung ist sehr zuvorkommend. Mit viel Glück finden wir noch einen wunderschön gelegenen Platz an der Galveston Bay, im «Galveston RV Resort & Marina. 

1528 strandete Cabeza de Vaca an die Galveston Insel. Von hier startete er eine Expedition durch die Gebiete des heutigen Texas und New Mexico. Die erste permanente, europäische Siedlung fand 1816 unter dem Mexiko treuen Piraten Louis-Michel Aury statt, der von seiner Basis hier die Spanier bekämpfte. Bereits zwei Jahre später musste er dem Piraten Jean Lafitte weichen, der dann wiederum 1821 von der US-Navy vertrieben wurde. Nach dem Bürgerkrieg entschloss sich die US-Regierung, hier einen Tiefwasserhafen anzulegen. Damit erlebte Galveston ihre Blütezeit. Der Hurrikan von 1900 zerstörte aber alle Zukunftsperspektiven. Heute ist der Hafen ein bedeutender Baumwollumschlagplatz, Fischereihafen, sowie ein grosser Kreuzfahrthafen am Golf von Mexiko. Am 13. September 2008 setzte der Hurrikan «Ike» die Stadt unter Wasser. Der Ort ist beliebt und man kann viel Interessantes sehen und erleben. Die Häuser sind teilweise von Wind und Wetter und dem Salzfrass etwas heruntergekommen. IW

Wir besuchen das Eisenbahnmuseum, wo alte Dampflokomotiven und Pullmanwaggons aus alten Zeiten ausgestellt sind. Unter anderem die Southern Pacific Engine 314, gebaut 1892 von Cooke Locomative Works aus Patterson, New Jersey. Dieses Zehnrad ist ein hervorragendes Beispiel für den Motortyp, der die Personenzüge antreibt, die Galveston bedienen. Die Bahnhofshallte wurde liebevoll und originell restauriert. 

Leider ist das Ocean Star Offshore Drilling Rig & Museum wegen «Corona» geschlossen. So sehen wir uns beim Pier 21 Theater den Film über den 1900 ausgebrochenen Hurrikan an. Danach bauten sie einen fünf Meter hohen Seewall. Der anschliessende Piratenfilm von Jean Lafitte, zeigte etwas aus seinem Leben von hier auf. 1818 – 1821 lebte er auf dieser Insel, bevor er von der US-Navy vertrieben wurde. Zwei grosse Kreuzfahrtschiffe haben angelegt, aber ich glaube die Leute dürfen nicht aussteigen. 

Wir besuchen das aus Eisen gebaute Seegelschiff «ELISSA». Dieses 1877 von Alexander Hall & Co. in Aberdeen, Schottland gebaute Schiff repräsentiert das Beste aus genieteter Eisenhüllenkonstruktion und innovativer Technologie ihrer Zeit. Die 98-jährige Tätigkeit von ELISSA in der Handelsmarine endete Ende der 1960er Jahre auf einem Metallschrottplatz in Griechenland. Die Historical Foundation kaufte und restaurierte ELISSA zu ihrem ursprünglichen 3-Mast-Segel-Rig. Sie ist nicht nur das älteste Schiff der Segelflotte, sondern auch ein nationales historisches Wahrzeichen und der offizielle Grosssegler von Texas.

Es ist schwül und bedeckt und die Fähre führt uns nach Port Bolivar. An den Stränden halten sich viele Leute auf, so entscheiden wir uns etwas ins Landesinnere, nach Village Creek in den State Park zu fahren. Hier stellen wir uns der Frage, wie weiter? Wir stehen kurz vor meinem Lieblingsziel, New Orleans, wo wir so gerne schlendern und Musik hören wollten. Sogar den RV Platz reservierten wir zum Voraus.

Nun denn, wollen wir uns keinem unnötigen Risiko aussetzen und beschliessen Richtung Mexiko-City zu fahren, um unseren gebuchten Rückflug vom 17. April zu nehmen. Kurz vor Abfahrt erreicht uns eine Nachricht, dass die Grenze schliesst und auch die meisten Plätze geschlossen haben. Was nun? 

Mit 80 – 90 h/km fahren wir zügig über die mehrspurigen Strassen durch Houston und San Antonio. So erreichen wir nach 704 km, in 8,5 Stunden Del Rio, und stellen uns auf den Campingplatz «Broke Mill RV Park». Auf diesem sehr schönen und sauberen Campingplatz standen wir schon einmal. Für 385 US$ dürfen wir hier einen Monat stehen. Verlängern ist jederzeit möglich, denn sie haben auch Gäste die auf dem Platz wohnen. Hier sind wir mit allem gut versorgt, können Waschen, haben Strom und Wasser, die Einkaufsmöglichkeiten ganz in der Nähe, nur die Restaurants haben geschlossen. Die Senioren dürfen am Morgen, die Jungen am Nachmittag einkaufen. Alles geht geregelt zu und her. Von dem grossen WC-Stapel nehmen die Leute nur einen Packen mit. Auch beim Fleisch steht, dass man sich nur mit einem Stück bedienen soll. Es wurde uns mitgeteilt, dass nicht mehr als 10 Personen sich in einem Raum aufhalten dürfen und man Abstand halten soll. 

Nun gibt es wieder eine neue Ausgangslage. Eine liebe Freundin unserer Tochter hat Verwandtschaft in Llano, Texas. Da dürfen wir stehen und unser Auto auch für ein Jahr einstellen. So kaufen wir zuerst einen Koffer im Walmart, bevor es los geht. 

Llano ist ein kleines Dorf, weit draussen auf dem Land. 1,5 Std. Autofahrt bis zum Flughafen Austin. Die Familie, Shandon, Bred, Cade 16 und Krees 14, heissen uns herzlich willkommen und wir schätzen es sehr hier bei ihnen, an einem sicheren Ort zu stehen. 

Die schlechten Nachrichten überpurzeln sich täglich. So bucht Shandon für uns als erstes einen Inlandflug von Austin nach Newark. Fredy von Newark nach Zürich. Wir versuchten Kontakt aufzunehmen mit dem EDA und dem Konsulat von New York. Vom ersten haben wir gar nichts gehört und beim zweiten hat die Dame uns an Swiss abgewiesen. Jetzt wissen wir nicht ob und wann überhaupt ein Flug stattfindet. Eine ungewisse, nervenaufreibende Zeit beginnt. Eine liebe Freundin teilt uns mit, dass die Flüge von Newark nach Zürich Mi, Fr und So fliegen. Das ist doch schon einmal eine gute Nachricht. Da wir nicht wissen ob der Inlandflug auch klappt, buchen wir noch einen Zweiten, mit einer anderen Airline. Man weiss ja nie, ob die auch gestrichen werden. 

Nun fahren wir am Montag 30. März nach Austin, am Dienstag hoffen wir uns bei einem dieser Inlandfluggesellschaften einzuchecken. Dann, wenn alles rund läuft, sollten wir am Mittwoch 1. April 2020 von Newark nach Zürich heimfliegen. Wir hoffen, dass es daraus keinen Aprilscherz gibt. Wenn alle Stricke reissen sollten, bleiben wir hier und warten auf die Dinge die da kommen…