20. – 25.2.2018      Kolumbien 5

                                   Doradal – Medellín

Die Hacienda Nápoles war einmal Trutzburg, Feriendomizil, Privatkönigreich und Hauptsitz des Drogenbarons Pablo Escobar. Am 1.12.1949 wurde Escobar in Rionegro geboren und am 2.12.1993 in Medellín erschossen. Er wird als einer der bisher mächtigsten und brutalsten Drogenhändler angesehen und als Oberhaupt des Medellín-Kartelles wurde er zu einem der reichsten Menschen der Welt. Mehr davon könnt ihr auf Wikipedia nachlesen. Die Gemeinde Puerto Triunfo baute im 2007 die zerstörte und überwucherte Hacienda Nápoles heute zu einem Vergnügungsort mit Zoo um. Es ist schon unglaublich was so ein Mensch alles gemacht hat. Alle die ihm bei seinem Aufstieg im Wege standen wurden umgebracht. Die ärmsten aber unterstützte er immer wieder. Bei einer Razzia in Medellin wurde er von einer US-amerikanisch-kolumbianischen Spezialeinheit erschossen.

Die „mulas“, das sind junge hübsche Frauen, verschluckten die in Kondome abgepackten Kokainportionen und brachten diese als Flugpassagiere nach USA oder Europa. Der Kinofilm „María, llena eres de gracia“ (Maria voll der Gnade) 2004 beschreibt das Schicksal dieser „mulas“ eindrucksvoll. –IB

Weiter auf der 60 bogen wir beim Río Claro in die Naturstrasse welche uns auf den wunderschön am Fluss gelegenen Camping La Peña führte. Auf dem Platz trafen wir die Schweizer Harry und Ramona welche seit 2 Wochen unterwegs sind. Im Fluss kühlten wir uns ab und bei einem Bierchen genossen wir einen gemütlichen Abend. Weil es so schön war blieben wir einen weiteren Tag. Hin und wieder spülte es Bootsfahrer an den Strand welche weiter oben zur Tour gestartet sind.

Bei Marinilla nahmen wir die Calle 28 und in dem unwirtlichen Gebiet sind die Reihenhäuser einfacher, verputzt und farbig. Die vielen Autowaschanlagen nutzen die LKW-Fahrer sehr gerne. Mit Seife werden die Blachen geputzt und die Felgen glänzten so stark, dass man sich darin spiegeln konnte. Kurvenreich und im steten auf und ab blickten wir in die tiefen grünen Täler. Man hatte überhaupt das Gefühl im grossen Gebirge zu fahren, dabei überquerten wir nur mit 2255 m den Alto Bonita. Nach dem Pass war wieder alles anders. Viel verschiedenartiges Gemüse, darunter auch Salate, werden hier angebaut und man konnte sogar Ziegenmilch kaufen. Einmal überquerten wir die Quebrada La Suiza. Wir erreichten den Stausee del Peñal, welcher die Stadt Medellín speist und Guatapé. Von dem Piedra del Peñol, einem 200 Meter hohen grauen Granitmonolithen hat man einen tollen Ausblick auf den Stausee mit den vielen Inseln und Halbinseln. 679 Stufen führen hoch, wir aber sagten uns wie Edgar: „kluger Mann schaut den Berg von unten an“.  Wohlhabende Kolumbianer haben hier tolle Villen und vergnügen sich mit Segel- und Motorbooten, Surfen und Wasserskifahren. Wenn niemand da ist werden die Boote 3-lagig eingelagert. Dann übernachteten wir an einer freien Uferstelle.

Die zerklüftete Gegend hat neben schwarzen Felsbrocken, Bambus und lebhaften Dörfern nur Kurven. Wir sind bestimmt schon einige Male nach Amden hoch- und hinuntergefahren. Es gibt aber nicht nur normale Kurven, nein auch Löcher die wir zusätzlich umrunden mussten. Es ist zum verrückt werden, denn nun spuckte auch noch das GPS. Nach Androhung der Entsorgung funktionierte es plötzlich wieder....

Die abenteuerliche Strecke führte an den Stauseen von Playa und San Lorenzo-Jaguas vorbei. Ab San Rafael ging es „auffi auf den Berg“, ca. 32 km übelste Naturstrasse mit Kletterpartie über die ausgewaschene kurvenreiche mit groben Steinen aufgefüllte Strasse. Toll! Kein Problem für unsere „Cajita“ sogar der Schulbus kam ganz langsam daher. Der Blick auf den Stausee und ab und zu auf eine schöne Orchidee entschädigte für alles. Wie die Leute aber diese riesige Staumauer bei dieser schlechten Zufahrt bauen konnten war für uns ein Rätsel. In San Roque kamen wir auf die geteerte 62 und in Santago an den Río Medellín. Was für eine dreckig schaumige Brühe. Da es stark regnete bogen wir in Bello in die 60 und an Guarne, Marinilla, Rionegro, Sajonia und Santa Elena vorbei ging es der DG 40 Este entlang zum sehr schönen Camping El Bosquet auf 2'590 m am Stadtrand von Medellín.

Was für ein Wahnsinnstag in Medellín. Mit dem Bus ging es sehr rasant zur Seilbahnstation. Bei so vielen engen Kurven wurde es uns beinahe übel. Kevin von Vancouver zeigte uns dann, wo’s langging. Hoch über den Bergrücken schwebten wir Richtung Stadt. Unterhalb des Waldes begannen die eng ineinander geschachtelten Häuser. Da wird an- und darüber gebaut, gerade so wie es passt. Alle leben sehr nah und mit grossen Familien zusammen. Die Blechdächer bedecken sie mit Steinen weiter unten mit Ziegeln. Man sah in die Wohnräume, Hinterhöfe und Küchen. Alles aufs einfachste eingerichtet. Da gibt es kein Privatleben mehr. Wir konnten uns gut vorstellen, wie sich die Diebe und Gangster über die Dächer und in den unzähligen Winkeln verstecken konnten. In Acevedo angekommen nahmen wir die überirdisch verlaufende Metro bis zum Parque Berrío.

Fredy liess sich am Bahnhof die Schuhe putzen und so kamen wir gut in dieser     Mio. Stadt an. Die Schuhe glänzen bestimmt für das nächste halbe Jahr. Nebenan konnte man Zigaretten kaufen, kolumbianische und ausländische, einzeln, selten aber eine ganze Schachtel. Wo die wohl alle herkommen? Auch Schleckwaren wurden einzeln verkauft. Gürtel, Mützen, T-Shirts, Brillen, Schmuck, Rucksäckli, Handys, Ohrstöpsel, Kosmetiksachen etc. bieten sie neben den Esswaren an.

1932 wurde der Künstler Botero in Medellín geboren und wir durften heute seine wohlgerundeten tollen Figuren fotografieren. Es bedrückte uns sehr die Friedenstaube, welche durch eine Autobombe der Guerilla völlig zerfetzt wurde und viele junge Leute tötete anzuschauen. Um zu zeigen, dass Kunst stärker ist als Gewalt stellte er eine zweite Taube daneben auf.  

Zum Mittagessen setzten wir uns auf den Balkon im 1ten Stock eines Restaurants und schauten dem Treiben auf der Gasse zu. Da stand ein Händler mit einem Wagen voller Baumtomaten. Die kann man entweder als Saft trinken oder in Stücke geschnitten und gewürzt essen. Er machte in kurzer Zeit ein gutes Geschäft, denn er schaute, dass immer alles gefällig und sauber aussah. Zerlumpte Leute mit Säcken und Taschen kamen ab und zu und durchsuchten die Abfallkörbe. Plötzlich kam einer mit einer grossen Plastikblache und irgendwas daher, legte sich bei einem Geschäft auf den Boden und schlief eine gute Runde. Ein junger Mann spritzte sich eine Droge in die Ferse und ein „Zerlumpter“ wartete, ob für ihn noch etwas übrigbleibt und spritzte sich mit der gleichen Spritze den Rest in den Arm. Eine traurige Geschichte. Die Droge ist immer noch Allgegenwärtig obwohl das Kartell zerschlagen ist. Der Handel läuft jetzt einfach über andere Wege.

Zurück beim Bahnhof spielten und sangen Musiker und die tanzfreudigen älteren Leute drehten eine Runde. Viele Leute stehen im Kreis herum und abwechselnd wird da getanzt. Wir sassen auf der grossen Treppe und erfreuten uns an dem fröhlichen und entspannten Treiben. Kaffee wird aus Thermobehälter serviert und einer bot mit lautem Rufen seine Unterwäsche zu Tiefstpreisen an. Mutti verdrehte die Augen als Fredy sich einen BH vor die Brust hielt. Das war ein Gewusel.

Wieder mit der Metro und der Seilbahn zurück warteten wir lange bis endlich ein Bus in unsere Richtung fuhr. Bei dieser Haltestelle gab es auch allerlei Verkaufsstände und Restaurant, aber alles teurer als in der Stadt. Eine Dame war uns behilflich, dass wir obwohl der Buschauffeur zuerst nicht wollte trotzdem mitfahren durften. Er musste ja sowieso bei uns vorbeifahren. Nach der nächsten Kurve sahen wir wie der Pannendienst einen Linienbus mit dem Kran auf die Strasse hochhievte... Es wundert uns schon lange nicht mehr, dass immer wieder einmal einer umkippt. Die fahren ja wirklich wie die Verrückten. Bei der nächsten Haltestelle stiegen dann viele junge Pfadfinder ein. Die hatten in dem wunderschönen Park ein grosses Pfadilager und waren auf dem Heimweg. Etwa 60 Personen quetschten sich im Bus zusammen und wir waren froh wieder heil im Camping anzukommen. Trotzdem ist es schön mit dem Bus zu fahren, denn meistens kommt man mit den verschiedensten Menschen ins Gespräch.