14. – 24.12.17        Ecuador 3

                                   Ibarra – Mompiche

Die bestellten Pneus sollten morgen um 9.00 Uhr da sein. So verbrachten wir noch einen letzten gemütlichen Abend mit Silvia und Beat. Beim Nachtessen zeigte mir Fredy plötzlich seinen herausgefallenen Stiftzahn. Nein, er hat sich noch nicht an mir die Zähne ausgebissen und das butterzarte Currygeschnetzelte konnte es auch nicht sein. Vor einiger Zeit gab es eine Entzündung unterhalb dieses Zahnes, welche Fredy dann aufstach und ausdrückte. Vorerst war alles gut aber der machte Druck und löste sich gerade „zur rechten Zeit“. Patricia von der Finca Sommerwind gab uns eine gute Zahnarzt-Adresse in der Stadt an. Also nichts wie hin.

Die Pneus waren immer noch nicht gekommen weil ..... sie von Guayaquil hierher und nicht von Quito herkommen sollten. Um 15.00 wären sie dann da..

Somit ging es per Taxi zum Zahnarzt Dr. Bayardo Bolaños Ruiz MSc. Um 9.30 Uhr kamen wir unangemeldet in die Praxis. Der Zahnarzt wurde informiert und um 9.45 Uhr durfte Fredy sich schon gemütlich einrichten. Die Praxis ist sehr modern und mit den Röntgenbildern erkannte man das Problem sofort. Während 4 Stunden bemühten sich vier Personen um den Stiftzahn neu einzusetzen, der jetzt bestimmt die nächsten 100 Jahre hält! Eine ausgezeichnete Arbeit. Herzlichen Dank dem ganzen Team! Zurück in der Garage wusste immer noch niemand wo die Pneus waren, so ging Fredy eine halbe Stunde später zum Kassier und forderte die angezahlten 500 $ zurück. Dann kam Bewegung in die ganze Sache. Nach kurzen lautstarken Telefonaten fand man sie doch noch und nach 10 Minuten standen sie plötzlich da... .

Am Samstag war Renntag auf dem Autódromo neben der Finca. Sogar ein alter umgebauter VW-Käfer nahm daran teil. Wir aber fuhren bei schönstem Wetter weiter, durch Ibarra auf der E 35 bis nach San Juan de Ilumán. Dann über die Via Cotacachi zur Laguna Cuicocha, dem Kratersee vom 4944 m hohen Cotacachi, welchen wir vor 20 Jahren umwanderten bevor wir den Cotopaxi bestiegen. Das Dörfchen Cotacachi ist schön herausgeputzt und die Häuser mit Blumen geschmückt. Die traditionelle Tracht der Frauen besteht aus einem langen schwarzen Rock, einer bauschigen geschmückten weissen Bluse und einem knallig blauen Tragetuch. Viele Agenturen für allerlei Unternehmungen, Souvenirläden und Restaurant säumten die Hauptstrasse. Auch hier wird alles dem Tourismus angepasst.

Eine neue Strasse führte parallel zur Laguna Cuicocha Richtung Apuela. Das Klima änderte sich immer wieder und wir durchfuhren im Nebelwald auch grosse Strecken voller Bambus. Bei einem Strassenverkäufer konnte man ein Stück vom „frischen“ Schwein abschneiden und braten lassen. Dafür hatten wir leider keine Zeit, denn auf der kurvenreichen löchrigen Strasse ging es stetig abwärts nach Nangulvi zum Thermalbad. Dann folgte eine ausgeprägte abenteuerliche Strasse mit tiefen Rinnen und Wassergraben. Wir überquerten den Rio Apuela, Rio Christopamba, Rio Intag, Rio Guayaquil und den Rio Guayllabamba. Das ganze Gebiet ist voller Zuckerrohr und die Menschen, schwarz und weiss vermischten sich und leben in bescheidenen Holzhütten mit Hunden, Hühner, Kind und Kegel. Alle grüssten freundlich und staunten was da vorbeifuhr. Weil es schon dunkelte stellten wir uns zum Übernachten in eine Nische an der Strasse. Hackfleischtätschli und Spaghetti, ach wie lecker! Die Polizei hielt einmal an, belästigte uns aber nicht.

Um 6.30 Uhr holten die ersten Dorfbewohner Steine aus dem Geröllhaufen nebenan. Da war es schlagartig aus mit schlafen. So fuhren wir bei schönem warmen Wetter dem Rio Alambi entlang. Auf der E 28 nach Nanegalito gab es einige Dörfer, welche ihre Hauptstrasse mit Pflastersteinen ausbauten bevor es wieder auf die Naturstrasse überging. Wieder einmal überquerten wir den Äquator, sahen viele Zuckerrohr-, Bananen-, Mais- und Kakaoplantagen und erreichten Mindo. Hier standen wir beim Hostal San Vincente, Yellow house in einem kleinen Paradies. Blumen und Bäume aller Art, schön angelegte Wasserstellen und in der Nähe der geheimnisvolle Nebelwald. Ein wunderbar erholsamer Ort. So blieben wir einen Tag länger, durchwanderten den Nebelwald und Fredy hatte mit den vielfältigen Kolibris tolle Fotosujets.

Jetzt wollen wir aber an die Küste, Sonnenschein geniessen und einfach rumhängen. Aber alles ist bedeckt und neblig. Sogar die Strecke nach San Miguel de los Bancos, das Valle Hermoso war stark neblig und wir sahen anstelle der schönen Aussicht gerade noch die Rücklichter des Vorderfahrers.

Ich glaube, dass die verschiedenartigen, raffinierten und luftigen Häuser den Architekten bei uns wieder einmal etwas neue Kreativität einhauchen würde. Auf teilweise Steinfundamenten wird mit Holz oder Bambus auf- oder angebaut. Sogar die Meerschweinchen Ställe bekamen eine Nische. Überall spielten Kinder mit dem was sie gerade haben. Es ist alles einfach und die Schulanlagen und Spielplätze waren nicht mehr in gutem Zustand. Was würden wohl unsere Jungen dazu sagen in so eine Schule gehen zu müssen/dürfen?

Wir bogen in die E 20 und bei La Concordia in die E 382 nach Pedernales an die Küste. Es ging kurvenreich stetig abwärts, vorbei an Kakao, Bananen, Ananas und Palmfrüchten, welche geerntet wurden. Oft sahen wir Monokulturen und ich denke, dass sich früher oder später daraus grosse Probleme ergeben. Einige Bauern stellen aber schon auf Mischkulturen um.

Wir fuhren über die Montañas de Chindul. Das ist ein riesiges Hügelgebirge gespickt mit lauter begrünter Böppel. In einem Strassenrestaurant, welches auch von LKW-Fahrern besucht wurde, gingen wir zum Essen. Schmeckte recht gut. Über den Grillstellen hangen dünn geschnittene Schafsplätzli... Diese werden mit Poulets und anderem gebraten, zusammengeschnitten und zu einem Menu gekocht. Diese Ecke war wiederum mit sehr schönen Häuser bebaut und die Bevölkerung eher hellhäutig.

In Pedernales bogen wir in die E 15 und fuhren an gross angelegten Shrimpsbänken und einem Meeresarm entlang. Vor Mompiche bogen wir in den wunderschön gelegenen „Maracumbo camping y cabañas“ von Christian. Der vor 7 Jahren ausgewanderte Schweizer baute sich fünf Minuten vom Strand entfernt auch ein kleines Paradies. Es bietet Platz für Zelte unter einem Schattendach und 1-2 Plätze für kleinere Wohnmobile. Zwischen den frei laufenden Gänsen und Hühnern, den zwitschernden Vögel rundum fühlten wir uns richtig wohl. Vom Strand aus bestaunten und fotografierten wir die jungen und jung gebliebenen Surfer wie sie über die Wellen ritten. Die Einheimischen waren aber schon die wendigsten und spektakulärsten Akteure.

Leider regnete es immer wieder, es war schwül und die Moskitos voll im Blutrausch. So montierten wir ein anderes Moskitonetz, liessen Fenster und Türe offen und allmählich wurde alles erträglicher.

Eine weitere Frage, warum es so viele gleiche Läden oder Restaurant gibt klärte sich auf. Denn wenn jemand einen Laden oder Restaurant eröffnet, es später gut läuft, wird nebenan genau das gleiche erstellt. Dadurch schmälert sich natürlich der Verdienst für alle...

Seit 15 Monaten sind wir nun in dem unglaublich schönen und interessanten Südamerika unterwegs und kommen nicht vom „Fleck“, deshalb ändern wir unsere Weiterreise. In den nächsten 9 Monaten wollen wir sehr gemütlich durch Kolumbien, Zentralamerika und Mexiko reisen. Anschliessend geht es dann mit dem Womi gegen Ende September 2018 von Veracruz in Mexiko zurück in die Schweiz. Sofern alles rund läuft werden wir die USA, Kanada und Alaska zu einem späteren Zeitpunkt bereisen.

Wir wünschen allen ein friedvolles schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins 2018.