26.-30.4.22    Forth Worth – Turkey TX

Mit Uber fahren wir zu den «Stockyards» in «Forth Worth», dem historischen Viertel. 1876 kam die Eisenbahn und so ergab sich hier ein grosser Umschlagplatz für Rinder, Schafe und Schweine. Die Cowboys brachten ihre Rinderherden in tagelanger, aufreibender Arbeit zu diesen Viehhöfen. Da wurden sie verkauft, gekauft und auch geschlachtet. Bis etwa 1950 war «Forth Worth» eine wichtige Rinderindustrie. Die Cowboy’s gaben ihr Geld anschliessend grosszügig in der verruchten Stadt aus. Heute aber ist sie vor allem ein Touristenort, wo man bei Leddy’s tolle Schuhe und im Maverick Fine Western Kleidung kaufen kann. Im originell eingerichteten Riscky’s Steakhouse geniessen wir dann ein hervorragendes Steak.

Gemächlich spazieren Longhorn-Rinder, mit ihren sehr weit ausladenden Hörnern, an uns vorbei und die mexikanische Tanzdarbietung, welche vom lokalen Fernsehsender übertragen wird, erinnert uns mit Wehmut an Mexiko. Wir setzen uns an die Bar im berühmten, berüchtigten «White Elephant» und trinken ein, zwei Cocktails. Diese Bar besteht schon seit den 1890igern. Hunderte grössere und kleinere Elefanten sind überall ausgestellt, sogar am Handlauf der Bar und die Decke schmücken unzählige Cowboyhüte, die jeweils mit dem Namen ihrer ehemaligen Besitzer beschriftet wurden.

18° schönes, windiges Wetter und wir kommen zügig durch den starken Verkehr. Über die I20 und 287 erreichen wir Wichita Falls. Beim Weineinkauf stellen wir fest, dass derselbe Wein jetzt 2 $ mehr kostet….  Die Landschaft ist begrünt und mit einigen Blumen überzogen, ansonsten ist alles etwas unspektakulär. Dann dürfen wir uns im «Wichita Falls RV Park» direkt neben den Gänseteich stellen und erleben einen wunderschönen Sonnenuntergang.

19° bedeckt, wir fahren auf der 287 an Solarpanelen, Rinder und Windräder vorbei. Die Felder reichen bis zum Horizont und man kann sich vorstellen, dass ein Cowboy mehr als einen Tag brauchte um die Zäune zu reparieren. Bis Estelline läuft alles zügig, dann verändert sich die Landschaft komplett. Es wird heiss, trocken und die Erde rot. Die hügelig gewordene Landschaft ist schon von kleinen Canyons gezeichnet und an den kurz geschnittenen Stängel erkennt man, dass hier überall Baumwolle angebaut wird. Bei 29° Wärme erreichen wir Turkey, auf einer Höhe von 710 m und stellen uns in den Bob Wills Park.

Das kleine Dörfchen Turkey, mit etwas mehr als 300 Einwohner, ist sehr bescheiden und viele Geschäfte sind geschlossen. So ziehen die jungen Leute anderswo hin. Trotzdem wird einiges unternommen, um es wieder zu beleben. Etwas ausserhalb lebte nämlich Bob Wills, der unvergessliche König des « Western Swings». Am 6. März 1905 wurde er in Limestone County TX geboren und mit 14 Jahren zog die Familie nach Turkey, auf eine Baumwollfarm. Seine ganze Familie war sehr musikalisch und so zog es ihn selber schon bald weiter. Überall wurde er mit seiner Band gefeiert und die Tanzpaare flogen nur so über das Parkett. Am 13. Mai 1975 verstarb er dann. Nun wird hier sein 50jähriges Jubiläum zelebriert. Alles ist voller riesiger Wohnmobile und Wohnwagen. Jeder Fleck wird belegt, denn in den nächsten 3 Tagen ist hier der Bär los. Zuerst schauen wir uns im Theater den neuen Dokumentarfilm, über die Geschichte des Western Swings, an. Da der Computer nicht richtig funktioniert, sollen wir am nächsten Tag noch einmal kommen. Der Lunch im neu eröffneten Restaurant, ist eine Box mit kalten Snacks. Sehr gewöhnungsbedürftig. Wir sehen, dass an der Musikerecke mitten im Dorf, schon viele Camper ihre Stühle aufgestellt haben, damit sie ja nichts verpassen. Am Abend, hören wir in der Schulhalle der Band «Asleep at The Wheel» zu. Tolle Band. Da der Wind stetig bläst, wirbelt er viel Staub auf und langsam, aber sicher, wird alles staubig.

Im Hotel gehen wir lecker essen, aber auch da gibt’s alles im Plastik. Immer wieder kommen Leute vorbei, die von unserem Mobil gehört haben. Ich selber frage dann auch, ob sie sich noch an Silvia, meiner Englischlehrerin, erinnern. Sie führte hier einige Jahre ein Restaurant und überall wird heute noch von ihren leckeren Pizzen und eingelegten Pickels, etc. geschwärmt. Am Abend hören wir den «Bob Wills Texas Playboys» von Jason Roberts und den «Jake Hocker and The Outsiders» zu. Ein fantastisches Programm mit hervorragenden Fidlern. Nur unser Hinterteil schmerzt, denn es gibt nur Holzbänke..

Heute gibt’s einen Umzug. Mit lautem Getöse ziehen Polizei und Feuerwehr, viele verschiedene Autos, Bikes, Traktoren und andere Fahrzeuge an uns vorbei. Einige Ranger mit einem Bison und wenig Reiter. Es ist vor allem ein motorisierter Umzug! Gleichzeitig findet ein BBQ-Wettbewerb statt. 15 Teilnehmer lassen ihr Gegrilltes und Gesmoktes bewerten. Es riecht fantastisch und bei einem dürfen wir ein Stück Truthahn probieren. Saftig und in einer leckeren Sauce, sehr fein. Da würde ich auf jeden Fall den ersten Preis vergeben. Im Feuerwehrlokal sitzen dann die Juroren und testen alles sehr genau. Hier treffen wir die Tochter von Susi, Freundin und Mitarbeiterin von Silvia’s Restaurant. Auch einen ehemaligen Schweizer, Schüpbach ist sein Name, dessen Grossvater im 1903 ausgewandert ist und seine Frau, ehem. Bachmann vom Aargau, die im 1896 auswanderte. Am letzten Abend hören wir noch der «Jody Nix and the Texas Cowboys» zu. Nun haben wir genug Musik gehört und können beschwingt weiterziehen.